wir freuen uns mit Sandra eine weitere Interviewpartnerin gefunden zu haben. Die 25-jährige ist nach einer kaufmännischen Ausbildung nur durch Zufall in der IT gelandet. In ihrer Freizeit hört sie gern Podcasts und trifft sich - sofern es die Auflagen in der Corona-Zeit erlauben - mit Freund:innen. Wir sind froh, dass sie sich neben ihrem weiteren, zeitintensiven Hobby dem Balletttanzen, etwas Zeit für uns genommen hat, ihre Erfahrungen mit uns teilt und aufzeigt wie schnell und ungeplant manchmal so ein Wechsel in einen anderen Bereich erfolgen kann.
ambitious.rocks: Sandra, was machst Du genau?
Sandra: Ich arbeite derzeit in einem mittelständischen Unternehmen als Teamleitung im IT-Support.
ambitious.rocks: Wie bist Du zu dem IT-Job gekommen?
Sandra: Ich habe nach der 10. Klasse eine Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation gemacht und wurde nach der Ausbildung übernommen. Im Anschluss bin ich, aufgrund von Ressourcenmangel, in den IT-Support versetzt worden und habe mich dort eingearbeitet. Im Support habe ich gemerkt, wie interessant das ist und wie einfach eigentlich ein Wechsel in den IT-Bereich sein kann. Da mir die Ausbildung in der IT fehlte, wurde mir seitens meines Arbeitgebers vorgeschlagen, bei der IHK einen dreiwöchigen Vollzeitkurs zur IT-Administratorin (IHK) zu absolvieren. Glücklicherweise hat mein Arbeitgeber die Kosten übernommen und ich wurde für die drei Wochen freigestellt.
ambitious.rocks: Wie sah der Kurs aus?
Sandra: Was mir als erstes aufgefallen ist, dass ich die einzige Frau von 25 Teilnehmenden war. Meine Mitschüler waren alle superlieb und ganz unterschiedliche Typen, unterschiedlichen Alters, die meisten hatten allerdings beruflich schon Vorahnungen in der IT. Jeder Kursplatz war mit einem PC ausgestattet und gleich zu Beginn erhielten wir ein dickes Fachbuch mit dem Titel "Der Fachinformatiker" und dann startete es gleich mit der Installation verschiedener Betriebssysteme (Microsoft Windows, Linux,…). Weitere Themen im Kurs waren dann generelle IT-Grundlagen (Software-/Hardware- Komponenten), was ist eine Festplatte, was bedeuten die Anschlüsse, wie funktioniert ein PC ganz simpel gesagt. Spannend fand ich den Bereich der Netzwerkadministration und in dem Zusammenhang das OSI-Modell, was weltweit standardisiert ist und die Übertragung von Daten vorgibt. Zum Beispiel, wie kommt eine E-Mail vom Absender zum Empfänger. Die Dozent:innen kamen alle von umliegenden Akademien und waren alle supernett und hatten richtig viel Ahnung. Wir waren alle per ‘Du’. Was wir auch gelernt haben, wie läuft ein Softwareprojekt ab, in Richtung Projektmanagement ging es dabei. Hier war interessant zu verstehen, was für den einzelnen Nutzer, die Kund:innen ingesamt bei IT-Lösungen wichtig ist. Der Kurs war gegliedert in einen theoretischen und praktischen Teil. Wir mussten u.a. Aufgaben selbstständig bearbeiten, auch ein bisschen programmieren. Da der Kurs nicht so lange ging und am Ende ja ein Test auf uns wartete, bedeutete das schon, auch abends zu lernen. Schließlich wollten wir alle den Test bestehen. Der Test bestand aus Multiple Choice Fragen, es war aber machbar - wir sind gut vorbereitet worden.
ambitious.rocks: Würdest Du den Kurs weiterempfehlen?
Sandra: Ja, aber man muss danach noch viele praktische Erfahrungen sammeln. Zum Glück hat man im Kurs genügend theoretische Informationen an die Hand bekommen, die auch später hilfreich waren. Und für mich war dieser Kurs wichtig um in meiner aktuellen Job auch finanziell aufsteigen zu können.
ambitious.rocks: Welche Vorkenntnisse waren bzw. sind für Deinen Job wichtig?
Sandra: Für den Kurs waren keine Vorkenntnisse wichtig. Es gab auch immer die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Es ist aber viel Input und man musste, wie schon gesagt auch abends nach der Schule noch privat lernen.
ambitious.rocks: Wem würdest Du den Kurs empfehlen?
Sandra: Jedem, der als IT-Administrator:in tätig ist oder sein will oder für Quereinsteiger:innen in der IT - ja, für die ist der Kurs echt gut, um Basiswissen zu erlangen.
ambitious.rocks: Wie ging es nach dem Kurs beruflich für Dich weiter?
Sandra: In meiner alten Abteilung bin ich weiter im IT-Support eingesetzt worden. Ich bin hier seit kurzem Teamleiterin für einen speziellen Bereich geworden. Es macht super viel Spaß. Wir haben im Team auch gerade eine zweite Frau dazu bekommen und es ist großartig den anderen Kolleg:innen bei den Problemen zu helfen. Vieles wiederholt sich, aber langweilig wird es nicht.
ambitious.rocks: Damit ist der Job auch für Quereinsteiger:innen geeignet? Sandra: Auf jeden Fall, allerdings würde ich immer eine passende Ausbildung empfehlen. Da hier Theorie und Praxis über 2-3 Jahre gelehrt wird und man meiner Meinung nach entspannter lernen kann und an die Themen langsamer herangeführt wird.
ambitious.rocks: Wie flexibel ist Dein Job, Telearbeit, Zeiten, usw.?
Sandra: Ich arbeite Vollzeit und von zuhause. Ich kann aber auch im Büro arbeiten. Auf jeden Fall ist der Job aber Homeofficefähig. In meiner Abteilung arbeiten wir im Schichtdienst, was für mich aber vollkommen in Ordnung ist, so habe ich mal morgens und mal abends Zeit für Privates. Der Job ist teilzeitfähig und Arbeitszeiten können mit dem Arbeitgeber ausgehandelt werden.
ambitious.rocks: Hast Du einen Tipp speziell für Schüler*innen, die vor der Berufswahl stehen und über einen Job in der IT nachdenken bzw. eine entsprechende Ausbildung, ein Studium?
Sandra: Auf jeden Fall ein Praktikum machen, um einen Einblick zu bekommen, bevor man sich für Studium oder eine Ausbildung entscheidet.
ambitious.rocks: Wie sah Dein IT-Unterricht in der Schule aus? War die Ausstattung in Bezug auf Hard- und Software ausreichend?
Sandra: Mangelhaft, gab es praktisch gar nicht. Die Schule war schlecht ausgestattet und die Lehrer:innen nicht genügend geschult, er war also faktisch nicht vorhanden.
ambitious.rocks: Gab es während der Schulzeit Lehrer:innen oder Berufsberater:innen, die Dir in Ausbildungsfragen unterstützend zur Seite gestanden haben? Sandra: Es gab Berufsberater:innen, die aber nicht wirklich weitergeholfen haben. Ich konnte mich besser zu beruflichen Weiterbildungsmöglichkeiten mit den IT-Dozenten:innen beim IHK-Kurs austauschen.
ambitious.rocks: Was müsste man Deiner Meinung nach ggf. in der Schule, Berufsschule, Universität ändern?
Sandra: Man müsste in der Schule schon viel früher einen IT-Unterricht einführen. Zu den Themen Hardware, Software allgemein, oder z.B. wie funktioniert ein Smartphone. Es muss ein fester Bestandteil des Unterrichts werden, genau wie Mathe oder Deutsch.
ambitious.rocks: Fällt Dir noch etwas ein, was Du zu IT-Jobs im Allgemeinen und besonderen mitteilen möchtest? Zum Beispiel: Wie würdest Du versuchen, bei Frauen das Interesse an IT-Jobs zu wecken?
Sandra: Es ist in jedem Fall wichtig, dass die IT-Jobs sichtbarer gemacht werden und die Möglichkeit gegeben ist, zu verstehen, was man genau in den Jobs macht, also was hinter den einzelnen Jobbeschreibungen steckt.
Danke Dir für Deine Zeit und alles Gute!
R.
Ein kluger Beitrag in LinkedI. 😉
„Die Zukunft denken“ - anbitious.rocks! Klingt gut.
Verena Pausder in der FAS vom 01.08.2022:
https://zeitung.faz.net/fas/feuilleton/2021-08-01/2239fc989795fd79a87bfada33e4977e?GEPC=s9
Was uns Daniela Krahn zu sagen hat:
„Es muss aber kontrovers gesprochen werden. Und es muss möglich sein, dass es in einer Diskussion auch mal eine Grenzüberschreitung gibt, dass man mal übertreibt oder pauschalisiert oder steile Thesen aufstellt und zwar mit dem Ziel, am Ende etwas herauszufinden.“ In diesem Sinne soll ambitiou.rocks helfen herausfinden, warum ein Job in der IT so erstrebenswert wie erreichbar ist und deutlich machen, dass man bereit sein muss innere und äußere Konflikte auszutragen, um Hindernisse aus dem Weg zu räumen.