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  • 2020resi

Bushra: Über alte und neue Techniken

In diesem Interview geht es um eine weitere tolle Frau mit IT-Job. Eine Frau, die sich lange sicher war, dass IT nichts für sie ist und die sich heute mit der Technologie rund um Blockchain auseinandersetzt. Bei bzw. nach diesem Interview dachte ich wieder einmal, wie es mich doch jedes Mal begeistert, wenn ich die Gelegenheit erhalte, Frauen aus der IT hier vorstellen zu dürfen. Liebe Bushra, vielen Dank an dieser Stelle für das tolle Gespräch mit Dir.


ambitious.rocks: Hallo Bushra, lass uns mit dem Interview starten. Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst und gleich meine ganzen Fragen beantworten wirst. Ich fange mal mit der ersten an. Auf welchen Social-Media-Kanälen bist Du unterwegs und magst Du uns Dein Alter verraten?

Bushra: Sehr gerne. Ich freue mich auf dieses Interview. Ich bin 32 Jahre alt und bin auf LinkedIn unter Bushra Boegel und bei Instagram unter “diybushra” angemeldet. Außerdem habe ich einen YouTube-Kanal unter demselben Namen.


die_bushra

ambitious.rocks: Was machst Du beruflich und wie bist Du an Deinen heutigen Job gekommen?

Bushra: Ich habe Wirtschaftswissenschaften studiert. Und während des Studiums habe ich u.a. auch Module belegt, die einen IT-Bezug hatten. Als es dann darum ging, ein Praxissemester einzulegen, habe ich mich erfolgreich auf einen Praktikumsplatz in einem mittelständischen Unternehmen beworben. Dort fand ich mich in einem Bereich wieder, in dem ich mit einigen IBM-Produkten zu tun hatte. Unabhängig von den IT-Themen im Studium, waren das die ersten Berührungspunkte mit IT für mich und ich fand das spannend. Mein Interesse war so groß, dass ich mich auf eine Werkstudent:innenstelle bei IBM beworben habe. Und ich war überrascht als die Zusage kam. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, dass ich eine Stelle in einem so großen Konzern bekomme - auch deswegen nicht, weil doch mein Studium nichts mit IT zu tun hatte. Die Zusage kam und ich wurde schnell in verschiedenen Projekten eingesetzt - europaweit. Das war am Anfang eine Herausforderung für mich. Bei den Projekten ging es um den Ankauf und Verkauf von Firmenanteilen/ Unternehmenseinheiten und ich war zuständig für die Abwicklung der in diesen Einheiten eingesetzten IT. Ich stellte schnell fest, wie verwoben die Organisation eines Unternehmens mit der IT ist und welche Auswirkungen organisatorische Änderungen mit sich bringen. Das fand ich sehr interessant. Ich entschied mich aufgrund dieser positiven Erfahrungen für den Masterstudiengang Wirtschaftsinformatik. Als ich meinen Abschluss hatte, startete ich im Bereich Blockchain bei IBM Deutschland. Ich habe mir hier zunächst die Rollen des Business Analyst, des Qualitätsmanagers und des Testers angeschaut und mich letztendlich für das Thema Business Analyse entschieden.

ambitious.rocks: Welche Vorkenntnisse waren bzw. sind für Deinen Job wichtig?

Bushra: Ganz ohne IT-Kenntnisse geht es hier natürlich nicht. Man muss die Technologie, zu der man berät, ja schon verstehen. Das funktioniert über ein Studium, aber auch über eine Ausbildung im IT-Bereich. Ich selbst hatte zudem noch eine gute Mentorin, die mich unterstützt hat. Und es ist wichtig, neuen Themen, vor allem technischen, offen und aufgeschlossen zu bleiben.

ambitious.rocks: Ist der Job für Quereinsteiger:innen geeignet?

Bushra: Ich denke, wie gerade schon gesagt, ein bestimmtes IT-Fachwissen benötigt man, aber es ist auch nichts, was man sich als Quereinsteiger:in nicht mit einer gewissen Disziplin und dem nötigen Ehrgeiz aneignen könnte. Das Interesse muss an diesen neuen Technologien gegeben sein.

ambitious.rocks: Die nächste Frage betrifft das Thema Life-Balance: Wie flexibel ist Dein Job? Wie sieht es mit den Arbeitszeiten, Mobiles Arbeiten, Homeoffice aus?

Bushra: Arbeitszeit und -ort sind frei wählbar. Natürlich muss ich an Kundenterminen teilnehmen - das geht aktuell alles online. Vor der Pandemie war ich öfter in Präsenzveranstaltungen, auch weil unsere Kund:innen das eingefordert haben. Mittlerweile haben sich die meisten an die Möglichkeit der Online- Konferenzen gewöhnt. Dennoch ist es auch schön, sich mal zu einem Meeting direkt treffen zu können. Seit ich allerdings Mama bin, ist es mir auch wichtig, nachmittags für meinen zweieinhalb-jährigen Sohn noch ausreichend Zeit zu haben. Ich versuche deshalb auch, dass meine Calls alle zeitlich vor 15:00 Uhr liegen.

ambitious.rocks: Hast Du einen Tipp speziell für Schüler:innen, die vor der Berufswahl stehen und über einen Job in der IT bzw. eine entsprechende Ausbildung, ein Studium nachdenken?

Bushra: Ich finde, dass man über Praktika und Praxissemester gut die Möglichkeit erhält, mal in andere Jobs reinzuschauen. Den Schüler:innen sollten hier auch selbst die Chance ergreifen, um darüber Einblicke in verschiedene Berufe zu bekommen. Bei IBM habe ich dafür auch den girls‘ Day mit organisiert. An diesen Tagen stellen wir die verschiedenen Berufe, die es bei IBM gibt, vor. Dazu werden verschiedene Workshops vorbereitet. Über dieses Format können die Schülerinnen aktiv mit einbezogen werden.

Weiter engagieren wir uns auch in den Unis, halten dort Vorträge, um Student:innen die IT-Jobs bei IBM näher zu bringen. Hier müsste es meines Erachtens auch noch mehr Initiativen von anderen IT-Unternehmen geben.

ambitious.rocks: Wie würdest Du darüber hinaus versuchen bei Frauen das Interesse an IT-Jobs zu wecken?

Bushra: Es ist wichtig, den Alltag in einem IT-Job kennenzulernen, Frauen in IT-Berufen sichtbarer zu machen - so wie Ihr mit diesem Blog.

ambitious.rocks: Wie sah Dein IT-Unterricht in der Schule aus?

Bushra: Ich habe in der Schule einmal in der Woche IT-Unterricht gehabt. Wir haben SQL-Anfragen durchgeführt. Aber es war zu wenig und sollte definitiv mehr werden. Und verpflichtend. Dazu müsste man aber auch Kompetenz bei der Lehrerschaft aufbauen.

ambitious.rocks: Magst Du uns ansonsten noch etwas Privates über Dich erzählen? Gehst Du einem bestimmten Hobby nach, gibt es einen Helden/ eine Heldin Deiner Kindheit?

Bushra: Ich habe 5 Schwestern und als Ausgleich zu meinem Job habe ich für mich die Handarbeit entdeckt. Das habe ich von meiner Mutter, die geschneidert, gestrickt und gehäkelt hat. Auf Instagram und auf meinem youTube Kanal stelle ich meine Arbeiten vor und veröffentliche auch die Anleitung dazu.

ambitious.rocks: Ich muss hier an dieser Stelle kurz unterbrechen. Ich kann nur jedem Deinen Instagram- Account und auch den youTube-Kanal empfehlen. Handarbeit war nie meins - ich kann es einfach nicht, bin zu ungeduldig, aber es hat mich begeistert, wie man einmal so tolle Sachen mittels einer „alten“ Technik herstellen und sie dann so großartig über Video oder Rheel präsentieren kann. Das ganze mit Musik unterlegt, richtig cool. Für mich sind das kleine Kunstwerke, die Du da zauberst. Und Du hast über 1000 Abonnent:innen.

Bushra: Danke. Angefangen habe ich damit in meiner Elternzeit. Zunächst nur auf Instagram und dann kamen immer mehr Anfragen nach ausführlicheren Anleitungen. Da bot sich YouTube an.

Ansonsten gab es zwei Heldinnen in meiner Kindheit. Die erste ist eine anime Trickfigur: Sailor Moon. Die Geschichte dahinter: Ein normales Mädchen verwandelt sich, um gegen das Böse zu kämpfen. Als Kind habe ich mich selbst oft als Sailor Moon verkleidet.

Meine zweite Heldin ist eine Freundin meiner Mutter. Als meine Familie vor ungefähr 30 Jahren von Pakistan nach Deutschland kam, war sie es, die uns beim Einleben und Ankommen in diesem neuen Land unterstützt hat. Vor allem bei den Gängen zu den verschiedenen Behörden war sie für uns da und sie hat mir beim Wechsel auf das Gymnasium geholfen und mir damit so eine gute Schulbildung ermöglicht. Sie selbst war auch Lehrerin. Ich bin ihr sehr dankbar.

Und vielleicht noch etwas von mir. Ich lebe nach dem Motto: “Wo ein Wille ist, da findet sich auch ein Weg.” Und dann klappt auch alles, was man sich vornimmt.

ambitious.rocks: Welche aktuell lebende Person würdest du am liebsten treffen und warum?

Bushra: Es gibt eigentlich keine Person, aber ich würde gerne in einen bestimmten Kopf reinschauen, um zu erfahren, warum diese Person gerade die ganze Welt in Atem hält, gegen sich aufbringt und so viel Leid über die Menschen bringt. Ich würde dann noch gerne die Gedanken und Werte dieses Menschen zum Guten verändern, damit die Situation sich schnellstmöglich verbessert und nicht weiter eskaliert.

ambitious.rocks: Welchen Rat würdest Du deinem jungen Ich geben?

Bushra: Sich mehr zutrauen - von Anfang an. Keine Angst haben, Fehler zu machen. Fehler sind da, um sich weiterentwickeln zu können. Bei meinem jüngeren Ich würde es den Satz “Ich kann das nicht.” ohne es nicht ausprobiert zu haben, nicht mehr geben.


S.

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