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Julia - Softwareentwicklerin und Motivatorin

Aktualisiert: 23. Mai 2021

Ich starte diesen Beitrag, nachdem ich gerade meine Glückwunschkarte zur Konfirmation meines Neffen geschrieben habe. Darin habe ich ihm für seinen weiteren Lebensweg nicht nur alles Gute, viel Glück und Mut gewünscht, sondern auch geschrieben, dass er wissbegierig, offen für Neues bleiben und Spaß daran haben soll, sich auszuprobieren. Unsere nächste Interviewpartnerin hat genau das gemacht und ermutigt heute hierzu ihre kleine Schwester… und mit diesem Interview hoffentlich auch viele andere.

Eine weitere persönliche Anmerkung noch vorweg: Es macht uns von ambitious.rocks sehr viel Spaß, so großartige Frauen im IT- Bereich kennen zu lernen und über sie schreiben zu dürfen. Von dieser Interviewpartnerin muss ich jetzt einfach auch einmal ein paar Aussagen unterstreichen, weil ich diese für sehr wichtig und bezeichnend halte.

Julia ist 23 Jahre alt und bei Instagram erzählt sie auf ihrem Account “it_fernstudi” (nächste eigene Anmerkung: Bitte abonnieren - sehr empfehlenswert!) über ihr berufsbegleitendes Studium und ihren Alltag als Berufseinsteigerin in der Softwareentwicklung.

ambitious.rocks: Was machst Du genau beruflich? Julia: Ich bin Softwareentwicklerin im Web-Bereich. Zu meinen Aufgaben gehört die Weiterentwicklung und Wartung von Web-Anwendungen*. Außerdem studiere ich in Teilzeit “Praktische Informatik” an einer Fernuni.

ambitious.rocks: Wie bist Du zu dem IT-Job und dem Studium gekommen? Julia: Während der Schulzeit habe ich ein Praktikum bei einem großen Arbeitgeber in unserer Region gemacht. Das hat mir so gut gefallen, dass ich dort unbedingt ein duales Studium machen wollte. Mit IT hatte ich bis dahin nichts am Hut, also habe ich mich auf ein duales BWL-Studium beworben. Im Bewerbungsgespräch wurde mir dann Wirtschaftsinformatik als Studium vorgeschlagen. Ich bin dann erstmal nach Hause und habe gegoogelt wie das Studium so aussehen würde. Ich hatte nicht unbedingt eine richtige Vorstellung davon, was mich da erwarten würde, stimmte aber dem Fach zu, da ich unbedingt zu dem Arbeitgeber wollte. Nach zwei Semestern gefiel mir IT immer mehr, ich machte Praktika in der Softwareentwicklung und entschied mich nach dem Bachelorstudium für einen Job in der Entwicklung - inzwischen mache ich sogar noch meinen Master im Fach “Praktische Informatik”.

ambitious.rocks: Welche Vorkenntnisse waren bzw. sind für Deinen Job und Dein Studium wichtig? Julia: Mein duales Studium habe ich ohne irgendwelche Vorkenntnisse bekommen, ich habe einfach gezeigt, dass ich Lust drauf habe mich einzuarbeiten und bereit bin alles zu tun, was nötig ist, um dieses Studium zu schaffen und eine gute Mitarbeiterin zu sein. Nach dem Studium, als ich mich in der Softwareentwicklung beworben habe, waren erste Erfahrungen im Bereich der Web-Entwicklung gewünscht. Die hatte ich dann aufgrund meines dualen Studiums. Natürlich war ich immer noch keine Expertin, aber auch hier war vor allem wichtig zu zeigen „Ich habe da Lust drauf, ich arbeite mich ein und schaffe das!“.

ambitious.rocks: Ist der Job für Quereinsteiger:innen geeignet? Wie flexibel ist Dein Job (Telearbeit, Zeiten, …)? Stichwort: Life-Balance! Julia: In der Softwareentwicklung gibt es im Prinzip zwei Möglichkeiten für den Einstieg: Entweder man hat eine Ausbildung, ein Studium in dem Bereich gemacht oder man hat es sich selbst angeeignet und kann dementsprechend private Projekte als Referenz nennen. Es ist stark vom Unternehmen abhängig, unter welchen Bedingungen sie Arbeitnehmer:innen einstellen, aber grundsätzlich kommt man gut rein, wenn man was drauf hat - unabhängig von der Ausbildung.

Zum Thema Life-Balance: Ich habe in meinem Job einen 40h-Vertrag mit flexiblen Arbeitszeiten und Homeoffice. Das heißt aber nicht, dass ich kommen und gehen kann, wann ich will. Ich muss trotzdem ansprechbar für Kolleg:innen sein und an Besprechungen teilnehmen. Ich kann aber problemlos sagen, ich komme erst um zehn und arbeite dafür länger, oder ich mache mal an einem Tag nur vier Stunden und hole die Stunden an anderen Tagen nach. Also sowas ist dann schon drin. Vor der Pandemie habe ich 90% meiner Arbeitszeit im Büro verbracht, inzwischen arbeite ich seit einem Jahr ausschließlich von Zuhause aus.

ambitious.rocks: Hast Du einen Tipp speziell für Schüler:innen, die vor der Berufswahl stehen und über einen Job in der IT bzw. eine entsprechende Ausbildung, ein Studium nachdenken? Julia: Wenn einen IT prinzipiell interessiert, man aber nicht ganz sicher ist, ob man wirklich das Studium oder die Ausbildung machen möchte, sollte man mit Leuten reden, die diesen Weg bereits gegangen sind. Die können einem am besten sagen, ob die eigenen Vorstellungen realistisch sind. Und natürlich sollte man Praktika machen, wenn möglich. Bei Praktika sieht man zwar nicht, ob einem das Studium liegt, man bekommt aber einen sehr guten Einblick wie die Arbeit als Softwareentwickler:in denn nun genau aussieht. Man sitzt nämlich nicht den ganzen Tag vor dem PC und hackt da allein seinen Code runter. 😉

ambitious.rocks: Wie sah Dein IT-Unterricht in der Schule aus? War die Ausstattung in Bezug auf Hard- und Software ausreichend? Julia: Es war eine Katastrophe. Wir hatten vielleicht ein oder zwei Lehrer:innen, die überhaupt mit dem PC umgehen konnten. Wir haben kurz über HTML gesprochen, einen oder zwei Tage lang, Robot Carol vorgelegt bekommen und ansonsten ging es eher um PowerPoint & Co. In der Klausur wurden dann zum Beispiel gefragt „Gehört die Computer-Maus zur Hardware oder Software eines Computers“. Kein Witz…! (eigene Anmerkung: 😱 )

ambitious.rocks: Gab es während der Schulzeit Lehrer:innen oder Berufsberater:innen, die Dir in Ausbildungsfragen unterstützend zur Seite gestanden haben? Julia: Theoretisch gab es das. Praktisch war das unbrauchbar. Wir haben ein Bewerbertraining gemacht, in dem uns erklärt wurde, wie ein Deckblatt einer Bewerbung aussieht und wie man die Mappe zusammenstellt. Auch damals war eine Online-Bewerbung schon Standard und ich hätte nirgends per Post meine Bewerbermappe einschicken können. Außerdem wurde uns immer gesagt, wir sollen uns überlegen, was uns besonders viel Spaß macht oder worin unsere Stärken liegen. Woher soll ich wissen, ob IT was für mich ist oder nicht, wenn ich das Fach in der Schule nie richtig hatte? Da sind solche Tipps dann vielleicht nett gemeint aber völlig sinnlos.

ambitious.rocks: Was müsste man Deiner Meinung nach ggf. in der Schule, Berufsschule, Universität ändern? Julia: Es heißt immer, Frauen interessieren sich nicht für IT, dabei glaube ich, fehlt vielen einfach der Zugang. Um Interesse zu entwickeln, muss man ja erstmal damit in Berührung kommen und das passiert bei Mädchen eben tendenziell viel später als bei Jungs - wenn überhaupt. Ich glaube es wäre schon viel geholfen, wenn man Mädchen und Jungs gleichermaßen früh an technische Themen heranführen wurde und nicht erst in der Oberstufe mit irgendwelchen exklusiven Mädchenförderprogrammen beginnt.

ambitious.rocks: Fällt Dir noch etwas ein, was Du zu IT-Jobs bzw. entsprechenden Ausbildungsmöglichkeiten, zum IT-Studium im Allgemeinen und Besonderen mitteilen möchtest? Z.B.: Wie würdest Du versuchen bei Frauen das Interesse an IT-Jobs zu wecken?

Julia: Ich merke bei meiner kleinen Schwester, die ist jetzt zehn, dass sie durch mich total fixiert auf IT ist. Sie erzählt immer wieder, dass sie Entwicklerin werden möchte und das gleiche machen will wie ich. Natürlich kann sich das noch hundert Mal ändern, aber ich glaube, dass es wichtig ist, dass Mädchen früh sehen, dass es Jobs in der IT gibt, die Spaß machen können und dass es vor allem ganz normal ist, dass diese Jobs von Frauen ausgeübt werden.

ambitious.rocks: Danke, Julia. Und alles Gute für Deinen weiteren beruflichen Werdegang!


S.


*Beispiele für Webanwendungen: Webshops/ Bestellsysteme, Umfragetools, Ticketsysteme, Blogs.

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