Wer im Internet surft, kommt über kurz oder lang mit dem Domain Name System, kurz DNS, in Kontakt. Das DNS funktioniert ähnlich wie eine Telefonauskunft. Der Benutzer kennt die Domain (den für Menschen merkbaren Namen eines Rechners im Internet) – zum Beispiel ambitious.rocks. Diese gibt er über den Browser ein. Die Domain wird dann dort vom DNS in die zugehörige IP-Adresse (die „Anschlussnummer“ im Internet) umgewandelt und führt so zum richtigen Rechner. Die Endung Top-Level-Domain (TLD) bezeichnet dabei den letzten Abschnitt (rechts vom Punkt) einer Domain im Internet und stellt die höchste Ebene der Namensauflösung dar.
Was heute aber automatisch und in Bruchteilen von Sekunden im Hintergrund passiert, machte Elizabeth Jocelyn Feinler damals noch selbst.
Elizabeth Jocelyn Feinler, geboren am 2. März 1931 in Wheeling, West Virginia, ist eine amerikanische Informationswissenschaftlerin. «Jake», wie sie von Ihren Freunden genannt wird, studierte Chemie an der West Liberty University in West Liberty, West Virginia und promovierte anschließend in Biochemie an der Purdue University.
Elizabeth war von 1972 bis 1989 für das Network Information Center (NIC) des Stanford Research Institute verantwortlich, wo sie damals auch die sogenannte Host-Tabelle führte – von Hand und auf Papier. Elizabeth, die am 2. März 2021 ihren 90. Geburtstag feierte, ist damit eine wahre Pionierin des Internets (auch wenn sie namentlich nur Insidern bekannt sein dürfte). Kam ein neuer Computer dazu oder fiel einer weg, korrigierte sie die Liste. Und nicht nur das: Wer wollte, konnte auch beim NIC anrufen und entsprechende Auskünfte bekommen. Jeder Computer-Administrator erhielt eine jeweils aktualisierte Hostnamen-Liste auf Papier, um auch selbst einmal nachschlagen zu können.
Als das Internet also noch in den Kinderschuhen steckte, war es einfach, bestimmte IP-Adressen mit spezifischen Rechnern in Verbindung zu bringen. Das änderte sich aufgrund der ständig steigenden Nutzer- und Gerätezahl im Internet schnell. Zwar könnte man auch noch heute eine IP-Adresse in einen Browser eintippen, um eine Website zu erreichen. Aber schon damals setzte man lieber auf einprägsamere Wortkombinationen. Was wir heute als Domainnamen kennen, wurde in den 1970er und 1980er Jahren von nur einer Person verwaltet. Elizabeth Feinler war die Herrin über die "Master-List", auf der jeder mit dem Internet verbundene Rechner in einer Textdatei erfasst war.
Computer-Administratoren:innen wurden angehalten, mehrmals wöchentlich die aktuelle Version herunterzuladen. Und wer das nicht tat und damit für Fehler im Netzwerk sorgte, bekam es mit Jake zu tun, die Stunden damit verbrachte, Systemadmins davon zu überzeugen, dass regelmäßige Updates nötig sind.
Elizabeth und das NIC waren es auch, die später beschlossen haben, ARPANET, den Vorgänger des heutigen Internets, aus administrativen Gründen in verschiedene Top-Level-Domains aufzuteilen. Künftig sollte es also die Top-Level-Domains .mil, .gov, .edu, .org und .bus für «Business» geben. Erst im letzten Moment realisierten die Beteiligten aber, dass der Begriff «bus» bereits in Zusammenhang mit Hardware-Controller:innen genutzt wurde, und entschieden sich am Ende für die Endung .com («Commercial»).
Nicht zuletzt, weil Elizabeth Anfragen nur bis 18.00 Uhr kalifornischer Zeit annahm und über Weihnachten Urlaub machte, wurde die Situation für das rapide wachsende Internet bald untragbar. Deswegen wurde 1983 der Informatiker Paul Mockapetris damit beauftragt, eine Lösung zu finden. Mockapetris verwarf alle bisherigen Ansätze und entwickelte sein eigenes System, das er auf den Namen "DNS" taufte. Auch wenn sich das Domain Name System seitdem deutlich verändert hat, funktioniert es in seinen Grundzügen immer noch so wie vor knapp vierzig Jahren.
Rückwirkend eine spannende Geschichte, wenn man bedenkt, dass es heute über 134 Millionen registrierte .com-Domains gibt. Und das sind nur die .com Domains, dabei gibt es mittlerweile so viele andere Top Level Domains, wie wir selbst auch festgestellt haben, als wir auf der Suche nach einer eigenen Website ambitious.rocks waren.
Wenn Du also das nächste Mal im Internet surfst oder eine Domain kaufst, denk an Elizabeth Feinler. Die nach ihrer Pensionierung als Freiwillige für das Computer History Museum in Mountain View tätig ist, an das sie selbst Unterlagen aus ihren Projekten spendete. Elizabeth ist sehr stolz auf ihre Arbeit im Museum, die Geschichte einer der größten Erfindungen der modernen Welt für zukünftige Generationen zu bewahren. Und nicht nur auf ihre Arbeit im Museum kann sie sehr stolz sein.
R.
Referenzen:
Kann ich auch nur empfehlen. Genau das brauchen wir. Auch solche Frauen wie Francesca Bria, die 2018 vom Forbes-Magazin in die Liste der europäischen Top 50 Women in Tech aufgenommen wurde.
https://zeitung.faz.net/fas/feuilleton/2021-09-26/186f390a985298cdeff61b429cc17871?GEPC=s9
Interessante Story. Aber wo sind die spannenden, anspornenden IT-Storys der Mädchen und Frauen in diesem Land ⁉️