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  • 2020resi

Anna: Lebenslanges Lernen mit C3LLO und freie Bildung für alle!

Ich stelle immer wieder fest, dass wir in einer Zeit leben, in der es total einfach ist, mit Menschen in Kontakt zu treten und wenn es passt auch zu bleiben - und das trotz räumlicher Distanz bzw. aufgrund einer Pandemie. Die IT macht es möglich! Genauer gesagt: Die verschiedenen IT- Kollaborationsplattformen, die existieren. Mit einer solchen hat meine nächste Interviewpartnerin zu tun bzw. sie verantwortet diese im Center für Lebenslanges Lernen, kurz C3L, der Universität Oldenburg.

Anna und ich treffen uns vor ein paar Wochen in unserer Laufgruppe, die sich seit nunmehr 15 Wochen auf den Halbmarathon im Oktober 2021 vorbereitet. Ich schaffe es, irgendwann neben ihr zu laufen - Anna ist etwas schneller als ich. Wir kommen ins Gespräch und stellen schnell fest, dass wir beide Quereinsteigerinnen in der IT sind. Zu meinem Glück stimmt sie genauso schnell einem Interview zu und in einer gemeinsamen Mittagspause kürzlich habe ich ihr die nachfolgenden Fragen gestellt.


ambitious.rocks: Hallo! Schön, dass wir uns heute zur Mittagspause treffen können und Du Zeit und Lust auf dieses Interview hast. Magst Du Dich kurz vorstellen und erzählen, was Du beruflich machst?

Anna: Ich bin Anna, 51 Jahre alt, Mutter zweier Kinder, dann gibt es da einen wunderbaren Ehemann und wir haben einen Hund, eine Katze und vier Hühner. (Anna lacht.) Hühner sind einfach tolle Haustiere … wir hatten schon immer welche. Und jedes Huhn ist eine kleine Persönlichkeit. Sie heißen Hedwig, Abigail, Aschenputtel und Becky und stehen schon mal gerne auf unserer Terrasse und schauen zur Tür hinein. Unser Bordermix Bosse hat mittlerweile auch verstanden, dass er die Hühner in Ruhe lassen muss.

Anna

Ich arbeite im C3L und leite dort die Abteilung Bildungsmedien & Lerndesign. Das C3L ist eine Einrichtung der Universität Oldenburg und richtet sich an alle, die berufsbegleitend eine Weiterbildung oder ein Studium machen möchten. Die Weiterbildungsmaßnahmen und die Studienmöglichkeiten sind dabei völlig getrennt von dem Angebot der Uni selbst.

Unser Studienangebot bzw. das Weiterbildungsangebot stellen immer einen beruflichen Kontext her. So können beispielsweise Jurist:innen im Bereich des Informationsrecht einen Masterstudiengang und die Leistungssportler:innen ihren Bachelor in BWL nachholen. Unser Weiterbildungsangebot erstreckt sich auf die Themen: Wirtschaft und Recht, Gesundheitswesen, Psychotherapie, Bildung und Wissenschaft sowie Beratung und Konfliktlösung.


ambitious.rocks: Ich lerne gerade wieder etwas Neues dazu. Ich hätte gedacht, wenn ich berufsbegleitend zum Beispiel ein Studium aufnehmen möchte, dann passiert das direkt an der Uni zusammen mit den anderen Student:innen oder einfach über separate Studienangebote, die anders organisiert sind. Und spätestens an dieser Stelle merke ich, dass es nur sinnvoll ist, dafür dann auch eine separate Organisationseinheit einzurichten, was ja dann mit dem C3L auch passiert ist. Klingt total spannend und Deine Abteilung „Bildungsmedien & Lerndesign“ hört sich sehr nach Kreativität und IT an. Was passiert da genau?

Anna: Vielleicht vorweg: Seit über 20 Jahren gibt es an der Uni Angebote für diejenigen, die neben ihren Berufen studieren, sich weiterbilden wollen. Es gab immer viele sogenannte Blended-Learning-Angebote und die wenige Präsenz war immer freitags und samstags. Man darf nicht vergessen, das sind Leute, die die Weiterbildung neben ihren beruflichen und größtenteils auch familiären Verpflichtungen angehen und nur über ein knappes Zeitfenster verfügen. Mit Corona fielen die Präsenztermine weg und das Weiterbildungsangebot musste anders strukturiert werden - eben ohne Unterricht vor Ort. Glücklicherweise sind wir bundesweit Vorreiter in der wissenschaftlichen Weiterbildung und bei der Etablierung innovativer Lehr-Lern-Formate sehr gut aufgestellt. Das hat uns also vor keine größeren Herausforderungen gestellt.

Mit meinem Team stellen wir die Lernumgebung hierfür bereit. Wir entwickeln selbst. Auf der Plattform können die Lerninhalte zu jeder Zeit abgerufen werden - also dann, wenn die Studierenden oder Lernenden Zeit dafür haben. Außerdem können die Studierenden und Lernenden sich hier gut vernetzen, zusammen lernen und Themen gemeinsam erarbeiten.

Und ja, hier sind tatsächlich Kreativität und IT-Wissen gefordert. Kreativität, weil es eben nicht ausreicht, Lerninhalte im bloßen pdf-Format bereitzustellen. Wir haben hier einen tollen Programmierer, Instruktionsdesigner:innen, Mediendesigner:innen und einige weitere kreative Köpfe aus den Fachbereichen, die gemeinsam den Lernstoff in unterschiedlichen Formaten auf der Plattform aufbereiten und zur Verfügung stellen.


ambitious.rocks: Ah, okay, macht total Sinn, zumal es auch keinen Spaß macht, pdf-Dateien herunterzuladen und durchzugehen. Welchen Beruf ich bisher nicht kannte, ist der eines/einer Instruktionsdesigner:in?


Anna: Instruktionsdesigner:innen sind dafür da, Lerninhalte zielgruppenspezifisch so aufzubereiten, dass sie sinnvoll und interessant für die Lernenden bereitgestellt werden können. Häppchenweise, in verschiedenen Formaten, mal ergänzt um Filmsequenzen, mit vorgegebenem Lernpfad. Gerade sind wir dabei, die Lernumgebung dahingehend auch noch einmal anzupassen. Ein neues Release ist aktuell in Planung. Anfang 2022 soll es ausgerollt werden.


ambitious.rocks: Die Notizen auf Deinem Whiteboard sehen nach Planungen aus, die hier im direkten Zusammenhang stehen?


Anna (nickt): Wir treffen uns mittlerweile wieder in kleinen Gruppen auch in Präsenz, um die Weiterentwicklung der Plattform abzustimmen. Das geht online natürlich auch, aber hin und wieder - und die gegenwärtige Situation lässt es gerade glücklicherweise wieder zu - setzen wir uns in meinem Büro zusammen.


ambitious.rocks: Wie heißt Eure Lernplattform? Ich kenne das aus meinem Bereich - oftmals haben die selbstentwickelten IT-Lösungen interessante und lustige Namen.


Anna: Unsere Lernplattform heißt C3LLO.


ambitious.rocks: Auch schön und mit direktem Bezug zum C3L. Begleitet Ihr weitere spezielle Projekte in der Weiterbildung?


Anna: Tatsächlich gibt es immer mal wieder verschiedene Projekte. Ganz aktuell sind wir mit dem Projekt OER - Open Educational Ressources betraut. Ein Ziel der Unesco, Bildung frei zugänglich zu machen. Mit solchen frei verwendbaren Materialien geht es z.B. in einem Projekt darum, hochqualifizierten Migrant:innen, deren Berufsabschluss/ Ausbildung hier in Deutschland nicht anerkannt wird, eine Weiterbildung am C3L zu ermöglichen, damit sie darüber dann eben doch mit ihrem Abschluss hier arbeiten können.

ambitious.rocks: Cool. Ich weiß, Du bist wie ich nicht sofort im IT-Bereich gelandet. Wie bist Du zu Deinem IT-Job gekommen?

Anna: Ich habe Germanistik und Pädagogik studiert und war immer in der Erwachsenenbildung unterwegs. Als Studentin habe ich zum Beispiel Internet-Kurse für Frauen im Feministischen Referat gegeben. Das war ja noch die Zeit des Modems😉. 1999 bin ich dann durch Zufall auf einen Aushang aufmerksam geworden. Gesucht wurde eine Unterstützung für die Fernuni Hagen. Es sollten Lerninhalte online ausgetauscht werden. Damals war das noch ganz kompliziert über das Verschicken von CDs usw. üblich. Ich fand das Thema total interessant und letztendlich war das mein Einstieg in das C3L, was damals noch anders hieß. Und eine gewisse IT-Affinität war sicher bei mir - wenn auch nicht ganz so bewusst - immer gegeben. Als ich Schülerin war, gab es da ein Computerspiel, über das ich eine (Liebes-) Geschichte mit gestalten konnte - das hat mir total viel Spaß gemacht.


ambitious.rocks: Nach einem IT-Unterricht in der Schule brauche ich Dich sicherlich nicht zu fragen, den gab es bei uns beiden noch nicht wirklich. Wie sieht es bei Deinen Kindern aus?


Anna: Nein. Bei mir gab es nichts dergleichen. Meine Kinder hatten dagegen schon in der Grundschule Unterricht mit IT-Bezug und durften sich mit Scratch auseinandersetzen.

ambitious.rocks: Und wie sieht das Interesse bei beiden aus, einen Beruf in der IT zu ergreifen?


Anna: Das Interesse ist bei beiden nicht gegeben.

ambitious.rocks: Woran liegt das wohl? Was sollte man ändern, um zumindest das Interesse zu wecken, sich etwas mehr damit auseinanderzusetzen? Wie sieht die Berufsberatung bei Deinen Kindern aus?


Anna: Ich glaube, das liegt daran, dass die Themen, die in der Schule behandelt wurden, wenig spannend und interessant gestaltet waren. Zu uncool, vielleicht thematisch auch zu sehr auf die Jungs ausgerichtet? Außerdem scheint das Nerd-Image noch immer sehr präsent zu sein. Und damit wirkt ein solcher Bereich bei vielen immer noch wenig attraktiv. Tja, und was kann man ändern? Vielleicht sollte man bei einem IT-Unterricht doch wieder Mädchen und Jungs trennen, um den IT-Unterricht addressatenorientierter gestalten zu können - zumindest zeitweise?

Und zur Berufsberatung: Es gibt einen coolen Typen an der Schule, der die Kinder ein Jahr begleitet und hier in Sachen Berufsorientierung auch Arbeitsgruppen leitet, an denen die Schüler:innen teilnehmen müssen und dann mit Aufgaben aus verschiedenen Berufe konfrontiert werden. D.h. hier werden u.a. Mädchen auch an MINT-Berufe herangeführt.


ambitious.rocks: Im Hinblick auf die Berufsberatung zeigt sich hier wieder, dass es an Einzelnen liegt, die hier einen guten Job machen und von dem die Schüler:innen dann profitieren. Gibt es ja leider noch immer nicht überall, aber toll, dass es teilweise dann doch schon in den Schulen etabliert ist. Und der getrennte IT-Unterricht: Ja, wäre zumindest mal ein Ansatz und getrennte IT-Studiengänge gibt es hier ja auch schon.


Liebe Anna, vielen Dank für Deine Zeit und das schöne Interview! Und für die, die sich weiter zum C3L informieren möchten, einmal der Link https://uol.de/c3l, den ich auch auf unsere Favoritenseiten genommen

S.




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