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  • 2020resi

Hedy Lamarr - Lady Bluetooth

and the Oscar goes to...


Nein, einen Oscar hat sie nie gewonnen, dennoch war Hedy Lamarr, eigentlich Hedwig Eva Maria Kiesler (* 9.11.1914 † 19.01.2000), einer der schillerndsten Hollywoodstars der 1940er Jahre. Doch kaum jemand weiß, dass Hedy Lamarr als Wissenschaftlerin Pionierarbeit im Mobilfunk leistete. Ebenfalls in den 1940er-Jahren ist sie es, die die Grundlagen für die heutige Wifi- und Bluetooth-Technik legte und sich das damals „Frequenz-Hopping“ genannte Verfahren patentieren ließ.


Aufgewachsen in Österreich, als Tochter eines jüdischen Bankdirektors, zeigte sie schon früh ein eigenes Interesse für technische Themen: So zerlegte sie in jungen Jahren ihre automatische Spieldose, um die Mechanik dahinter zu verstehen. Sich mit Technik auseinander zusetzen, blieb Hedys lebenslange Passion. Die Privatschule, auf der eher musische Fächern geleert wurden, beendete sie bereits mit 15 Jahren. Trotz ihrer Leidenschaft für Technik und Chemie startete die hübsche junge Frau eine Karriere als Schauspielerin. Bereits in ihrem vierten Film ‘Man braucht kein Geld’ (1931) ergatterte sie ihre erste Hauptrolle und löste zwei Jahre später mit dem Film “Ekstase” - unter anderem durch die wohl erste Nacktszene in einem Kinofilm - einen Riesen-Skandal aus.


Im gleichen Jahr heiratete sie den reichen Wiener Industriellen Fritz Mandl, einen herrschsüchtigen und eifersüchtigen Mann, der ihr das Auftreten in Filmen verbot. Er galt als einer der größten Waffenproduzenten Europas und machte unter anderem Geschäfte mit Adolf Hitler. Sie verließ ihn wenige Jahre nach der Hochzeit, wanderte in die USA aus und setzte dort ihre Schauspielkarriere fort. Sie war der Glamour in Person und manch einer betitelte sie als die schönste Frau der Welt. Disney soll sein „Schneewittchen“ nach ihrem Vorbild gestaltet haben und auch die Comicfigur „Catwoman“ wurde angeblich durch sie inspiriert. Hedy schien dies nicht viel bedeutet zu haben: „Jedes Mädchen kann glamourös sein. Du musst nur stillstehen und dumm dreinschauen“, soll Hedy Lamarr einmal gesagt haben. Leider wurde sie oft nur auf ihre Schönheit reduziert, obwohl sie so viel mehr war und auch selbst mehr erreichen wollte.

Sie wollte etwas hinterlassen und das tat sie: Als Wissenschaftlerin!


Auch wenn sie selbst nie viel über diese Arbeit gesprochen hat und diese leider zu Lebzeiten auch nie wirklich honoriert wurde. Dabei war sie es, die zusammen mit dem Komponisten George Antheil das bereits erwähnte Frequenzsprungverfahren (frequency-hopping) erfand. Das erste erfolgreiche Verschlüsselungsverfahren, ihre wichtigste Erfindung, das bis heute in der Mobilfunktechnik eine wichtige Rolle spielt. Mit dem Frequenzsprungverfahren wiesen die beiden ungewöhnlichen Erfinder:innen der Telekommunikation den Weg in die Zukunft: GPS, WLAN, Bluetooth und Smartphones wären ohne dieses Prinzip praktisch undenkbar.

Zu der Idee kam es während des Zweiten Weltkriegs, als Hedy Lamarrs Hollywood-Karriere auf ihrem Höhepunkt war. Sie wollte nicht nur dasitzen und viel Geld verdienen, wenn die Welt in so einem Zustand sei, erinnerte sich George Antheil später. Hedy Lamar wollte die USA im Kampf gegen das Hitler-Regime unterstützen.


Im zweiten Weltkrieg waren die Engländer auf Vorräte und Rohstoffe von Übersee angewiesen, vorwiegend aus den USA. Die Amerikaner hatten aber Probleme, durch eine Blockade von deutschen U-Booten vor England, diese nach Übersee zu bekommen, was zu erheblichen Versorgungsengpässen in England führte. Die Deutschen waren sehr gut darin die Funksignale (die die Torpedos leiteten) zu ‘hacken’ (oder zu stören) und konnten sich so den Angriffen der Alliierten immer wieder entziehen.


So tüftelte sie mit Hilfe von George Antheil an einer Technik, Torpedos mit einem sicheren Kommunikationssystem auszustatten. Einem Signal, dass nicht zu knacken war. Torpedos wurden über Funk gesteuert, daher konnte die Verbindung bis dato leicht gestört werden. Die Idee der Frau mit dem Erfinder-Geist und des Komponisten: Wenn Torpedo und Steuerelement ständig und immer genau gleichzeitig einen Frequenzwechsel vornehmen, ist die Verbindung schwerer von außen anzupeilen und weitgehend störungs- und abhörsicher.


Zu der Erfindung war es gekommen, als sie und George für eins seiner Balletts 16 Pianolas (Selbstspielapparatur für Klaviere) untereinander und mit einem Film zu synchronisieren hatten, was über gleichzeitig ablaufende Klavierrollen (Lochstreifen) gelang. Das Problem bei der Funkfernsteuerung lösten sie mittels identischer Lochstreifen in Sender und Empfänger. So waren gleichzeitige Frequenzwechsel möglich.


Aufgrund ihrer Komplexität wurde die Erfindung von ihr und Antheil nie in ihrer ursprünglichen Form eingesetzt. 1962 verwendeten einige Navy-Schiffe eine weiterentwickelte Version der Technik. Zu dem Zeitpunkt war das Patent bereits von Hedy Lamarr abgelaufen.

Heute dient ihre und Antheils Erfindung als Grundlage für sämtliche Mobilfunk-Technologien von WiFi bis GPS. Sie hat den abhörsicheren Mobilfunk, drahtlose Netzwerkverbindungen und mobiles Internet erst möglich gemacht. Ohne Hedy Lamarr hätten wir heute kein WLAN, sagen ihre Bewunderer, und so titelte damals auch der britische ‘Guardian’. Kritiker:innen hingegen bemängeln, dass der Rummel um ihre Erfindung übertrieben sei und sie ja nicht das WLAN an sich erfunden hätte.


Wahrscheinlich liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen. Aber auch wenn Hedy Lamarr keine formale Ausbildung als Informatikerin hatte und andere frühere Patente zumindest in eine ähnliche Richtung weisen, war sie trotzdem eine Vordenkerin ihrer Zeit und damit auch für uns ein IT-Girl der IT.


Mehr sehen kann man in dem Film: “Geniale Göttin.” Einen kurzen, spannenden Trailer dazu gibt es auf YOUTUBE: GENIALE GÖTTIN - DIE GESCHICHTE VON HEDY LAMARR | Trailer deutsch german [HD]


R.

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